von Mia Galleitner
Es gibt ein Video von meinem Hund Radar als Welpen – wir hatten ihn gerade erst ein paar Tage und mein Vater lief und ständig mit dem Camcorder hinterher. Wir haben gerade versucht, ihm „Sitz“ beizubringen, und natürlich ist er wahnsinnig niedlich – wie alle Welpen.
Aber wenn ich mir heute das Video noch mal anschaue, schießt mir immer der Gedanke durch den Kopf: „Mensch, Radar schaut total stumpf“. Stumpf im Sinne von „Was sind denn das für Hampelmänner, was erzählen die für unsinniges Zeug und überhaupt, was soll das Ganze denn mit mir zu tun haben?“
Heute achtet er auf den Seufzer von mir, schaut sich um, sobald ich auch nur etwas fester auftrete, geht auf jeden Fingerzeig in die gewünschte Richtung. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass er älter geworden ist – er hat gelernt, mich zu lesen. Oft kommunizieren wir stumm miteinander, nur über Handzeichen. Er versteht meine hochgezogene Augenbraue, begreift ein Kopfnicken und wenn ich ihm die Leine auf den Rücken lege, orientiert er sich in die Richtung, in die ihn die Leine weist.
Mit normaler Sitz, Platz, Bleib-Hundeschule wäre es dazu nie gekommen. Trickdogging erfordert feine Signale und wenige Worte. Beim Üben ist er hochkonzentriert – und zwar nur auf mich. Nicht auf das Agility-Hindernis, nicht auf die Fährte, nicht auf den Ball…entscheidend ist allein meine Körpersprache. Bin ich begeistert, genervt, gelangweilt? Ist er auf dem richtigen Weg? Geht’s komplett daneben? Andersherum bedeutet das natürlich auch für mich: was signalisiere ich meinem Hund eigentlich? Worauf achtet er – nur auf meine Hände? Auf mein Gesicht? Auf meinen Oberkörper?
Selbstverständlich haben wir auch genügend Fehler gemacht…vieles habe ich nicht genau genug ausgearbeitet oder im Nachhinein wieder versaut. Darum auch: vorsichtig, wann man übt. Wenn Hund oder Herrchen schlecht drauf, unkonzentriert oder müde sind, lieber die Einheit weglassen und einfach nur ein bisschen Spielen.
Letztendlich geht es ja nur darum, ein Beschäftigungsprogramm zu bieten. Und Trickdoging ist günstig, stressfrei und geht ohne Vereinsmitgliedschaft, dafür aber bei Regen :-)
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